Best Practice || Hochwasser: Wo genau das Wasser stand

-

Best Practice || Hochwasser: Wo genau das Wasser stand

© Dr. Jürgen Tenckhoff (Adobe Stock)

Bis zu dreißig Liter Regenwasser können in einem Quadratmeter Landboden pro Stunde versickern. Doch bei einem heftigen Gewitter reicht das nicht: Als sich im Juli 2017 über dem Harz die Schleusen des Himmels öffneten, fiel binnen weniger Tage mehr Regen als der Tegernsee in Bayern fassen kann. Die Folge: unkontrollierte Überschwemmungen und Hochwasser.

Auch Überflutungen nach langsam steigenden Pegelständen werden häufiger – als Folge des Klimawandels und der zunehmenden Versiegelung der Landschaft. Die deutsche Versicherungswirtschaft hat allein im Hochwasserjahr 2002 Schäden im Wert von 17 Milliarden Euro errechnet. In dreißig Jahren geht sie gar von einer Verdoppelung des Schadenniveaus aus. Dabei ist im Bundesdurchschnitt nur gut ein Drittel der Wohngebäude gegen Elementarschäden versichert.

Wem das Wasser bis zum Halse steht, braucht schnelle Hilfe – manchmal sind es tausende Betroffene gleichzeitig, die sich an ihre Versicherung wenden. Jetzt kann Ihnen schneller geholfen werden: Das Münsteraner Projekt SenSituMon verwendet neben regionalen Messwerten nun auch Satellitendaten des Europäischen Copernicus-Programms, um für die Versicherer binnen 24 Stunden auszuweisen, wo genau das Wasser hoch stand und wo nicht. Dazu werden zunächst Niederschlagsdaten des Deutschen Wetterdienstes und Pegelstände ausgewertet, um Stellen auszuschließen, an denen Überflutungen unwahrscheinlich sind.

Auf dem Rest der Fläche kommen die Radardaten von Sentinel-1 ins Spiel: In einem vollautomatischen Prozess erkennt das System, ob ein Gebäude betroffen war, wann es im Wasser stand und wann das Wasser wieder abfl oss. So entstehen detaillierte Karten über Nacht, ohne Tausende von Grundstücken besuchen und bewerten zu müssen. Die Karten helfen auch bei der Risikobewertung: Kann ein Objekt überhaupt versichert werden und für wie viel? Gefl utete Acker- und Weidefl ächen wer-den ebenfalls mit Daten aus dem All reguliert. Und schließlich profi tiert auch die Wasserwirtschaft von den schnellen Karten: Im Notfall können die Versor-ger sofort erkennen, wo verschmutztes Hochwasser in die Trinkwassernetze eindringen und es unbrauchbar machen könnte.